Thiems trauriger Abschied – Seine Mutter beschimpft seine Kritiker als «armselige Würstel» (2024)

Nach dem US-Open-Titel 2020 fiel Dominic Thiem in eine Sinnkrise, nun hat er sein letztes Match in Paris bestritten. Mit 31 tritt er bald zurück, doch er fühlt sich um einiges älter.

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Simon Grafaus Paris

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Nicht jeder erlebt einen solch rauschenden Abschied wie Roger Federer am Laver-Cup 2022. Dominic Thiem, der in Paris von 2016 bis 2019 viermal in Serie im Halbfinal stand und zwei Endspiele gegen Rafael Nadal verlor, sagte am Mittwoch in der zweiten Qualifikationsrunde Adieu zu Roland Garros.

Nachdem er gegen den Finnen Otto Virtanen sang- und klanglos verloren hatte, schritt Turnierdirektorin Amélie Maureso auf den Platz und überreichte ihm eine Trophäe, welche die verschiedenen Schichten der Sandunterlage symbolisierte. Das Mitbringsel wirkte wie eine Art Entschuldigung, nachdem Mauresmo dem zweifachen Finalisten eine Wildcard vorenthalten hatte. Alle ausser der obligatorischen für einen Australier waren an Franzosen gegangen.

Er hätte eine Wildcard aufgrund seiner Resultate in den letzten Monaten auch nicht verdient gehabt, hatte Thiem der Kritik am französischen Chauvinismus den Wind aus den Segeln genommen. Aktuell ist er die Nummer 131 der Welt. Die versöhnliche Reaktion passte zu ihm, der stets bescheiden und zurückhaltend blieb, kontrastierend zu seinen kraftvollen Schlägen in seiner Blüte.

Als ihn Serena Williams verscheuchte

So gut er spielte, Thiem flog im Welttennis immer etwas unter dem Radar. Legendär war, wie er 2019 während einer Pressekonferenz in Roland Garros den Saal räumen musste, weil Serena Williams kam. Da verlor selbst er ganz kurz die Contenance. «Was zum Teufel! Das ist ein Witz», beschwerte er sich bei den Verantwortlichen. Später attestierte er der Amerikanerin eine «schlechte Persönlichkeit», worauf er in US-Talkshows von Whoopi Goldberg und Oprah Winfrey attackiert wurde.

Doch auch in seiner Heimat erfuhr Thiem nicht immer die Wertschätzung, die er sich gewünscht hätte. Sein Bruder und Manager Moritz lehnte in Paris Interviewanfragen österreichischer Journalisten ab, wegen zu kritischer Berichterstattung. Mutter Karin schrieb nach seinem Erstrundensieg in der Qualifikation auf Instagram: «An alle obergscheiten Österreicher, Journalisten, Kabarettbesitzer und sonstigen armen Würsteln und Heisln!» Heisl ist Wienerisch und heisst Häuschen, also Toilette. Gemeint ist damit aber: armselige Trottel. Mittlerweile hat sie ihren verunglimpfenden Kommentar gelöscht. Doch von den österreichischen Medien wurde er dankbar aufgenommen.

Es ist ein trauriger Abschied Thiems von der Tour. Sein verzweifelter Kampf um den Anschluss in den letzten Jahren hinterliess Spuren. 2020 erfüllte er sich mit dem US-Open-Titel seinen Lebenstraum, danach stürzte er in eine Sinnkrise. Dazu kam, dass er sich im Juni 2021 beim Rasenturnier in Mallorca schwer am rechten Handgelenk verletzte. Er fiel neun Monate aus und gab im März 2022 am Challenger-Turnier in Marbella sein Comeback, wie Stan Wawrinka. Obschon acht Jahre jünger als der Schweizer, erreichte er nie mehr annähernd sein früheres Niveau.

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Bekannt als Arbeitstier, kämpfte Thiem zusehends auch mit Motivationsproblemen im Training. Und das Handgelenk erlaubte es ihm nicht mehr, mit der gleichen Wucht auf die Bälle einzuschlagen. Vor allem nicht auf der Vorhandseite. «Ich brach das Handgelenk zweimal. Es hat sich nie mehr angefühlt wie vorher», sagte er nun in Paris. «Es gab Tage ohne Schmerzen. Aber ich war nicht mehr der gleiche Spieler.»

Als er es in diesem Jahr nach dem Australian Open mit einem neuen Trainer versucht und nochmals mit voller Kraft trainiert habe, sich aber die Resultate nicht einstellten und sein Handgelenk wieder schmerzte, habe er eingesehen, dass es Zeit sei, so Thiem.

Sogar Fans forderten seinen Rücktritt

In den letzten Monaten hatten ihn sogar frustrierte Fans zum Rücktritt aufgefordert. Anfang Mai gab er diesen nun per Videobotschaft bekannt. Die ersten Gedanken an einen Rücktritt seien schon im vergangenen Jahr aufgekommen, so Thiem. Was nie ein gutes Zeichen sei. Und diese Gedanken wieder zu stoppen, ist unmöglich. Derweil die grossen drei – Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic – zeigten, was auch jenseits der 30 noch möglich ist, wird Thiem im Oktober kurz nach seinem 31. Geburtstag am Hallenturnier in Wien sein letztes Profispiel bestreiten.

«Früher war es normal, mit 30 oder 31 aufzuhören», sagte er fast entschuldigend. «Und ehrlich gesagt fühle ich mich älter. Ich hatte eine sehr intensive Karriere.» Er werde nach Wien zwei, drei Wochen Ferien nehmen und sich dann in sein neues Leben schicken. Er werde Neues versuchen, aber auch dem Tennis treu bleiben. Schliesslich werde er nie mehr etwas so gut beherrschen wie diesen Sport.

Immerhin können sich die österreichischen Tennisfans auf die nächste einheimische Hoffnung freuen: Der 18-jährige Joel Schwärzler, trainiert vom Ex-Profi Jürgen Melzer, ist die Nummer 1 bei den Junioren und sorgt bereits an Challenger-Turnieren für Furore.

Simon Graf ist stv. Leiter des Ressorts Sport und berichtet seit 1994 über Eishockey und Tennis. Er studierte an der Universität Zürich Geschichte und Germanistik und verfasste mehrere Sportbücher. Sein aktuelles: «Inspiration Federer».Mehr Infos

@SimonGraf1

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